Review: NIK Collection 2 by DxO
Die NIK Collection 2 bekam vor ein paar Wochen ein etwas umfangreicheres Update. Neue Presets wurden spendiert und das Gesamtpaket wurde um einen Raw Entwickler erweitert. Ich wurde gebeten mir die Software ein wenig genauer anzusehen. Um das zu tun, wurde mir ein Produkt-Key überlassen. Eine gute Gelegenheit meine Erfahrungen und Meinung in einem Review niederzuschreiben.
Von Alt zu Neu
Wer sich noch an die Historie der NIK Collection erinnert, dem ist vermutlich noch im Gedächtnis, dass die Software 2012 von Google übernommen wurde. Im ersten Quartal 2016 stellte der Konzern die Collection dann kostenlos auf den Markt. Erfreulich für alle kreativen Menschen, war die Sammlung bis dahin kostenpflichtig. Bereits damals beherbergte die Sammlung das PlugIn Silver Efex, welches sich ganz besonders für s/w-Bearbeitung angeboten hatte.
Allerdings wurde mit diesem Schritt im Jahr 2016 auch jegliche Fortsetzung ausgeschlossen und so verblieb man mit dem einstmals mächtigen Werkzeug und wartete auf den Tag, bis Windows die Collection einfach nicht mehr starten wollen würde.
2017 hatte dann DxO Labs ein Einsehen und übernahm die Software. Sie wurde Windows 10 kompatibel, kostet dann aber wieder einen einmaligen Beitrag. Im Juni kam nun die NIK Collection 2 heraus und es gab 40 neue Presets zu den einzelnen PlugIns und mit dem Raw-Entwickler PhotoLab 2 Essential benötigt man nicht einmal mehr zwingend Lightroom oder Photoshop um die NIK Collection zu nutzen. Ebenfalls neu ist die Unterstützung von sogenannten HiDPI Anzeigen aller Efex PlugIns.
Bestandteile der Sammlung
In der Sammlung enthalten sind:
- PhotoLab 2 Essential
Ein schlanker Rohdatenentwickler. Er bietet die notwendigen Werkzeuge um die Belichtung anzupassen, den Weißabgleich zu ändern, den Horizont zu begradigen und Fotos zuzuschneiden. Ebenfalls enthalten ist eine Fotothek zur Übersicht über die eigenen Bilder. Mittels Smart Lighning lassen sich automatisch Schatten und Spitzlichter anpassen. Zugleich dient die Software als Host für die NIK Collection für alle Nutzer, welche nicht auf Lightroom oder Photoshop zurückgreifen können oder wollen. - Color Efex Pro:
Dem Foto einen Clarity Bump verpassen oder eine Lichtstimmung eines goldenen Sonnenuntergangs über das Bild zaubern? Das geht am besten mit Color Efex. Es wurden 10 neue Presets implementiert. - Silver Efex Pro:
Das Meisterwerkzeug für stimmige s/w-Entwiklung von Bildern. Wer einen Ilford 400 Film simulieren möchte, der ist hier richtig. Digital können verschiedene Farbfilter simuliert werden um einen ganz individuellen Bildwirkung zu erreichen. Auch hier wurden 10 neue Presets hinzugefügt. - Analog Efex Pro:
Dieses PlugIn erzeugt den Look alter Kameras und verpasst den Bildern eine gehörige Portion Vintage. Wer bei den Presets selbst Hand anlegen möchte, hat natürlich die Möglichkeiten. So kann man alterungsbedingte Kratzer einfügen oder die Vignette ändern. Dies ist das dritte PlugIn, welches ebenfalls 10 neue Presets bekam. - Dfine
Farbrauschen oder Kontrastrauschen wird mit Dfine2 reduziert. - HDR Efex Pro
Die Funktion steckt bereits im Namen und dürfte selbsterklärend sein. Hier werden High Dynamic Range Fotos erstellt. Wie bei Analog Efex, Silver Efex und Color Efex stehen Presets bereit. Zehn davon sind mit der neuesten Version hinzugekommen. - Sharpener Pro
Gezieltes nachschärfen eines Bildes ist die Aufgabe für das Sharpener PlugIn. - Viveza
Wie sich Viveza von Color Efex unterscheidet, erklärt die FAQ des Herstellers perfekt
Mit Viveza 2 können Sie Farbe und Licht Ihrer Aufnahmen ohne komplizierte Auswahl oder Ebenenmasken ganz einfach selektiv optimieren, um die Objekte im Bild bestmöglich aufeinander abzustimmen. Mithilfe der Farbkontrollpunkte von Viveza 2 können Sie Objekte direkt verbessern und auf jedes Objekt verschiedene Licht- und Farbänderungen anwenden.
DxO
Mit Color Efex Pro 4 können Sie dagegen traditionelle und stilisierende fotografische Filter nacheinander auf Ihr Bild anwenden, nachdem die Licht- und Farbverhältnisse für jedes Objekt im Bild entsprechend angepasst wurden. Mit Kontrollpunkten in Color Efex Pro 4 können Sie festlegen, mit welcher Stärke ein bestimmter Filtereffekt auf ein Objekt oder einen Bereich angewendet werden soll.
Ansichten zur Benutzeroberfläche der PlugIns
Arbeitsweise und persönliche Eindrücke
Die Standard-Arbeitsweise, wie das von Seiten der Entwickler gedacht wurde, ist das unbearbeitete Bild mit PhotoLab zu öffnen und dann zu entwickeln. Hier kann man ganz wie in einem Raw-Entwickler üblich die Belichtung anpassen, kleine Fehler retuschieren, ausrichten und zuschneiden und einiges mehr.
PhotoLab bietet zwar eine Fotothek an, was mir aber nicht aufgefallen ist, war eine Möglichkeit die Bilder zu verschlagworten. Man kann allerdings Bewertungen vergeben und Taggen, was später hilft um Bilder in der Fotothek auszuwählen beziehungsweise in einem Ordner zu suchen. Zur ordentlichen Sortierung muss man aber selbst Hand anlegen und entsprechende Ordnerstrukturen erstellen. Wer mit mehreren Monitoren arbeitet, der kann diesen Bildbrowser übrigens abkoppeln.
Positiv fällt auf, das PhotoLab nur die optischen Module von Kameras und Objektiven installiert, mit denen man gearbeitet hat. Das hält das Programm selbst schlank und spart Speicherplatz.
Neugierig macht der Menüpunkt Lokale Anpassung. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit einen digitalen Grauverlauf ins Bild zu bringen, mit einem Pinsel bestimmte Bereiche zu maskieren oder einen U-Point genannten Kontrollpunkt zu setzen. Mit diesem Kontrollpunkt lassen sich ähnlich einem Radial-Filter punktuelle Anpassungen vornehmen.
Ebenfalls positiv ist die Reparatur-Funktion. Wer zum Beispiel bei einem Portrait Hautunreinheiten entfernen möchte, der findet hier eine recht einfache Möglichkeit.
Zusätzlich zum bisher aufgezählten, kommen die üblichen Einstellparameter hinzu, die man wohl bei jedem Raw-Entwickler finden wird. Darunter fallen Punkte wie Weißabgleich, Belichtung, Rauschminderung, Zuschneiden und Bild begradigen.
Sicherlich muss man sich ein wenig in die Nutzeroberfläche einarbeiten. Wer aber bereits erste Schritte mit einem anderen Raw-Entwickler unternommen hat, der wird sich im Photo Lab schnell zurecht finden.
Nach der Entwicklung der Rohdaten geht es dann in die Tiefen der NIK Collection. Mit einem Rechtsklick kann man das Foto zum gewünschten PlugIn der NIK Collection exportieren und dort die letzten Schliffe vornehmen. Beim Export wird automatisch ein TIF erstellt, so dass man die RAW Datei beibehält.
Sprich eine s/w-Umwandlung vornehmen, entrauschen, nachschärfen oder einen der vielen Presets der Sammlung anwenden. Ist das getan, geht es mit einem Klick auf Speichern wieder zurück in PhotoLab und das Bild kann als JPG exportiert werden. Das klingt einfach und ist es auch.
Generell lässt sich sagen, dass die gesamte NIK Collection 2 durchaus für viele Arbeiten geeignet ist und somit eine nicht zu unterschätzende Alternative zu Lightroom darstellt.
Anmerkung: Auch wenn mit PhotoLab ein eigener Raw-Entwickler mitgeliefert wird, funktioniert die NIK Collection weiterhin als PlugIn für Adobe Photoshop und Lightroom. Arbeitet man von Lightroom Classic (Windows) heraus, wie ich das im speziellen tue, dann kann man man seine Bilder ebenso mit einem Rechtsklick und über „Bearbeiten in“ an das gewünschte PlugIn (Silver Efex z.B.) senden. Natürlich lassen sich auch mehrere Bilder auf einmal transferieren und bearbeiten. Es taucht bei jedem Vorgang die Frage auf ob man das Original oder eine Kopie bearbeiten möchte. Das sei als Unterschied zu Photo Lab erwähnt.
Fazit und abschließende Meinung
Auch wenn die NIK Collection seit dem Wechsel zu DxO wieder kostenpflichtig ist, ist sie ein sehr mächtiges Werkzeug, welches ich in meinem Bearbeitungs-Alltag nicht missen möchte. Es bleibt bei einer Sammlung natürlich immer die Frage, ob man wirklich alle Bestandteile vollumfänglich nutzt. Das muss jeder für sich entscheiden. Ich selbst arbeite hauptsächlich mit Color Efex und Silver Efex, da mein Hauptaugenmerk in Verbindung mit der Sammlung hauptsächlich auf s/w-Umwandlungen und Farbverbesserung liegt.
Als alter Hase und Nutzer der Vorgängerversion von Google ist mir der Umstieg auf die neueste Version sehr leicht gefallen. Schlicht und ergreifend deshalb, weil DxO an der Bedienung und der Nutzeroberfläche nicht viel geändert hat. Ich würde sie aber generell als intuitiv und einsteigerfreundlich bezeichnen. Schnell erreicht man die ersten Erfolge, selbst wenn man noch nicht die Tiefen des gesamten Bundles ausgelotet hat.
Was mir persönlich in der NIK Collection sehr gut gefällt ist die bereits erwähnte U-Point Technologie, welche nicht nur in PhotoLab dabei ist. Damit kann man gezielt in die Bearbeitung eingreifen und punktuell festlegen wie stark ein Filter angewendet wird.
Die neu hinzugekommenen Presets wissen zu gefallen und erweitern das Gesamtpaket. Nutzer von HiDPI-Monitoren nehmen dankbar die Unterstützung derselbigen Gerätschaften an.
Ja, man muss immer noch mit einem Rechtsklick auf das Bild in das jeweilige PlugIn springen und kann die Datei nicht ohne weiteres von z.B. Sharpener nach Color Efex hin und her schieben ohne den Umweg über den Raw Entwickler zu nehmen. Ob man so eine Möglichkeit vermisst, hängt stark von der eigenen Arbeitsweise ab. Mich selbst stört es nicht.
Unabhängig davon ist die NIK Collection ihr Geld wert. Wer zudem auf einen schlanken RAW-Entwickler setzen will und kein Adobe-Abo haben möchte, der findet in der Kombination mit PhotoLab 2 Essentiel eine zum Teil schlagkräftige Alternative.
Was ich persönlich (als Lightroom-Nutzer) ein wenig als Nachteil sehe ist, dass man die NIK Collection nicht mehr ohne PhotoLab 2 Essentiel kaufen kann. Das schlägt sich leider im Preis nieder und das Gesamtpaket rutscht in den dreistelligen Bereich. Ich habe daher bei DxO nachgefragt ob man die NIK Collection nicht doch noch als Stand-Alone PlugIns bekommen kann und folgende Antwort vom Support erhalten.
Nach unseren Erfahrungen mit der Nik Collection 2018 und dem Kundenfeedback wurde häufig nach einer im Paket inklusive Host-Software gefragt. Daher haben wir beschlossen, DxO PhotoLab 2 ESSENTIAL Edition in die Nik Collection 2 by DxO aufzunehmen. Die Suite besteht nun also nicht mehr nur aus 7 Plug-ins, sondern aus 7 Plug-ins und der Host-Software, weshalb wir auch den Preis anpassen mussten. Es ist nicht möglich, diese Suite aufzuteilen.
DxO Customer Support
Eine Entscheidung die man nachvollziehen kann. Schließlich entscheidet der Kunde was er haben möchte. Mir persönlich wären zwei verschiedene Varianten lieber. Dennoch bleibt meine abschließende Meinung, dass der Gesamtpreis ein gutes Preis-Leistungsverhältnis darstellt und gerechtfertigt ist. Eine Kaufempfehlung spreche ich im Hinblick auf meine Kritik aus, würde mir wünschen, das DxO doch ein Einsehen für Lightroom User hat und mehrere Kaufoptionen anbietet beziehungsweise die PlugIns wieder als Stand-Alone-Paket verkauft.
Preis
Derzeit ist die NIK Collection mit allen Bestandteilen zum Preis von 149€ im Onlineshop von DxO beziehen. Eine Testversion steht für Neugierige zur Verfügung.
Stand: 23.07.2019
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