Review: Sony SEL 50F18F
Wer sich mit der Fotografie auseinander setzt, der wird früher oder später über die Überlegung stolpern ein sogenanntes Nifty Fifty Objektiv zu kaufen. Mit Nifty Fifty sind die klassischen 50mm Objektive gemeint, welche mindestens eine Offenblende von F1.8 anbieten. Zudem bewegen sie sich in einem recht niedrigen Preissegment. Auch Sony hat eine 50mm F1.8 Brennweite im Programm, welche zudem für Vollformatkameras geeignet ist und inzwischen durch den Preisverfall in die Kategorie Nifty Fifty gerutscht ist. Das SEL 50F18F genannte Objektiv habe ich in einem Test begutachtet. Was Ihr von dieser Linse erwarten könnt, erfahrt Ihr in den nun folgenden Zeilen.
Lieferumfang
Im Verkaufskarton finden sich neben dem Objektiv eine Streulichtblende sowie Front- und Rückdeckel. Ebenso liegt die typische Dokumentation zum Objektiv bei. Das Objektiv ist mit einem Sony e-Mount ausgerüstet und eignet sich für die a7- und a9-Baureihe, ebenso für die a6000er Serie.
Technische Details
- Brennweite: 50mm (äquivalent 75mm an APS-C)
- Maximale Blende: F1,8
- Minimale Blende: F22
- Blendenlamellen: 7
- Konstruktion: 5 Elemente in 6 Gruppen
- Mindestfokussierabstand: 0,45m
- Sichtwinkel: 47° (32°C bei APS-C)
- Filtergewinde: 49mm
- Maximale Vergrößerung: 0,14fach
- Abmessungen: 68,6 x 59,5mm
- Gewicht: 186g
Material, Verarbeitung, Handling
Das Objektiv ist auf den ersten Eindruck sehr klein und kompakt gehalten, dafür dass es für eine Vollformatkamera gedacht ist. Zudem ist es sehr leicht und spätestens beim Auspacken merkt man dann, dass das Objektiv zum Großteil aus Kunststoff besteht. Allerdings nicht komplett. Der Ring für das Bajonett ist aus Metall gefertigt.
Das Äußere leidet ein wenig unter der hauptsächlichen Verwendung von Kunststoff, wirkt aber nicht übertrieben billig. Vom Look and Feel passt es eigentlich zum matten Äußeren der a7II (mit der auch die Testaufnahmen entstanden sind). Generell macht das Objektiv an einer a7II einen guten optischen Eindruck. Wenngleich das natürlich nicht für gute Bilder sorgt.
Für den passenden Autofokus werkelt ein Gleichstrommotor im Inneren, welcher den Fronttubus hörbar vor- und zurück fährt. Wer einen leisen Piezoantrieb gewohnt ist, der wird verwundert sein. Denn man hört das Objektiv wirklich arbeiten. Die Art und Weise wie der Fokus justiert wird, erinnert an die alten a-Mount Objektive. Da gäbe es heutzutage fortschrittlichere und vor allem flottere Antriebe. Wer filmen möchte, den wird das Arbeitsgeräusch definitiv abschrecken. Bei Einsätzen in der freien Wildbahn und rein auf fotografischer Ebene gewöhnt man sich schnell daran.
Einen Umschalter zwischen AF und MF gibt es nicht. Das einzige Bedienelement am Objektiv ist der leicht geriffelte Ring, welcher via focus-by-wire, die Schärfe im manuellen Modus einstellen lässt. Das funktioniert erstaunlich gut, wenngleich man keine Entfernungsskala am Objektiv hat.
Auf einen Staub- und Spritzschutz muss man verzichten, ein Stabilisator fehlt dem Objektiv ebenso. Das mag wichtig sein für Besitzer der ersten a7-Modelle, spätestens Besitzer der Mark II Generation können das verschmerzen.
Der Mindestfokus ist mit 0,45m recht gering, die maximale Vergrößerung von 0,14fach ist aber nicht wirklich viel. Details bei einem Motiv herauspicken klappt daher nicht. Man darf hier aber kurz anmerken, dass das zehnmal so teure 50mm F1.4 Zeiss Planar für Sony diese Aufgabe nicht wirklich besser erfüllt.
Bildqualität
Nachdem nun beim Handling alle Kritikpunkte des SEL50F18F angesprochen wurde, bleibt die Frage wie es sich denn bei der optischen Leistung schlägt. Hier sei erwähnt, dass ich meine Erfahrungswerte beschreibe, ein Testlabor kann ich nicht anbieten. Dafür stelle ich am Ende des Artikels Testaufnahmen zur Ansicht.
Lightroom greift natürlich bei der RAW-Bearbeitung ein und aktiviert eine Objektivkorrektur. Deaktiviert man diese, dann fällt bei Offenblende eine leichte Vignettierung auf, die sich bei abblenden minimiert und ab F2.8 kaum noch wahrnehmbar ist. Eine optische Verzeichnung konnte ich nicht feststellen.
Das Objektiv ist bei Offenblende zudem es etwas weicher in der Abbildung. Etwas das ich bei Vollformat-Objektiven häufig erlebe und für mich daher keine Überraschung darstellt. Abblenden hilft auch in diesem Fall. Aus meiner bisherigen Erfahrung liefert das Objektiv zwischen F4 und F8 die beste Schärfe.
Gut gefällt mir das Bokeh, welches das Objektiv zeichnet. Es ist angenehm weich und zeichnet schöne Lichtreflexe bei entsprechendem Hintergrund.
Hier kann das „kleine“ 50mm ein paar Punkte gut machen, wenn es bei der Offenblende auch etwas schwächelt.
Fazit und Bewertung
Man ist ein wenig zwiegespalten beim SEL50F18F. Auf der einen Seite lockt der inzwischen recht günstige Preis, das geringe Gewicht und die kompakten Abmessungen. Der laute Fokusmotor und die, meiner Meinung nach, veraltete Antriebstechnik schrecken ein wenig ab. Es ist kein Meister für Detailaufnahmen, wer aber von erhöhtem Aussichtspunkt eine Landschaft fotografiert und auf F8 abblendet dem zeigen sich Ergebnisse, welche sich nicht hinter denen teurerer Objektive verstecken müssen.
Videografen würde ich definitiv nicht zu einem Kauf raten. Wer allerdings nur fotografiert, für den kann das Objektiv eine gute Wahl sein. Ich wage zu behaupten, dass es sich an einer A7II/A7III als Immer-drauf eignet und setze es selbst häufig in dieser Funktion auf Ausflügen in die Stadt ein.
Geht man nach dem bekannten 5-Sterne-Prinzip vor, würde ich 4/5 Sternen vergeben. Den Punkt Abzug verdient sich das Objektiv durch die Schwäche bei der Offenblende, den lauten Antrieb und die geringe Vergrößerung. Das Preis/Leistungsverhältnis schützt vor weiterem Abzug. Alles in allem erhält man ein solides Produkt.
Preis (Affiliate Link)
Gekauft wurde das Sony SEL 50F18F bei Amazon
Bildergalerie
Wie versprochen zum Abschluss eine kleine Galerie an Bildern aus meinen Testaufnahmen, welche zeigen sollen was mit dem Objektiv und anschließender RAW-Entwicklung erreicht werden kann.
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