FAQ: Backup
Spätestens dann, wenn aus dem Rechner ein komisches Rattern erklingt oder der Virenscanner anfängt lustige Meldungen im Überfluss auszuspucken, kann man ahnen, was man die ganze Zeit vergessen hat zu tun. Die Daten des Rechenknechtes zu sichern. Doch wie? So wurde ich gefragt und ich versuche zu antworten. Seht es mir dabei nach, das ich kein IT-Spezialist bin und keine explizite Anleitung für den Aufbau einer Backuplösung für Euch anbieten kann. Aber ich kann Euch einfach einmal erklären, was ich getan habe, ein möglichst hohes Maß an Sicherheit zu bekommen. Dafür braucht es meiner Meinung nach zwei Dinge. Disziplin und eine Strategie.
Fang einfach an!
Sind wir ehrlich. Ein Backup hört sich erst einmal nach Aufwand und Arbeit an. Man muss schauen, welche Ordner man sichern will und dann auch noch entscheiden worauf man speichert. Also drückt man sich davor. Das ist schlichtweg stark risikobehaftet. Wer noch nie ein Backup gemacht hat, der fängt besser einfach irgendwie an. Man nimm einfach einen USB-Stick und kopiert Bilder, Steuererklärungen, Rechnungen, e-Mail Kopien und alle wichtigen Daten darauf ab. Das dauert und wird unter Umständen eine Weile brauchen. Nach der Sicherung zieht man den Stick ab und verwahrt ihn an einem sicheren Ort. Ideal an einem Ort wo man ihn auch wieder finden kann. Das lingt alles sehr wild und nicht nach Strategie. Aber überhaupt ein Backup zu haben, egal wie chaotisch es wirken mag, ist besser als gar keines.
Regelmäßig!
Nun hast man sein erstes Backup, was aber noch nicht sehr viel Sicherheit bietet. Es sollte auch aktualisiert werden, wenn neue Daten dazu kommen. Hier liegt der nächste Hund begraben. Um dem Vergessen vorzubeugen, helfen Kalender in Mailprogrammen, dem Smartphone oder auch in Papierform. Je nachdem wie viel man fotografiert, passt man den Rhythmus der Sicherungen an.
Die gesuchte Strategie?
Beschäftigt man sich eingehender mit der Umsetzung eines Backups, dann fällt auf dass selbst ein 128 GB Stick vielleicht nicht ausreichend Speicherplatz bietet. Externe Festplatten spielen dann ihren Vorteil aus. 2 oder 4 TB bekommt man inzwischen zu recht günstigen Preisen. Aber nach welchen Kriterien stelle ich nun eine Strategie gegen den Datenverlust an und welche verspricht wirklich ein hohes Maß an Sicherheit?
An diesem Punkt konfrontiert einen der IT-Experte sicherlich mit der 3-2-1 Regel. Was diese Regel aussagt, lässt sich ohne Mühe im Netz nachlesen. Es bedeutet 3 Kopien auf 2 Datenträgern und einer dieser Datenträger ist nicht in den eigenen vier Wänden.
Beispiel: Meine für mich gewählte Lösung
Ich für meinen Teil habe eine Arbeitskopie auf der lokalen Festplatte, synchronisiere diese Festplatte mit einem NAS (Network Attached Storage). Das NAS besitzt zwei Festplatten und spiegelt sich selbst. Somit kann ich zumindest den Verlust durch ein Hardwareproblem minimieren. Das drei Festplatten gleichzeitig ausfallen ist eher unwahrscheinlich. Damit sind aber nicht alle Eventualitäten ausgeschlossen. Das für mich eigentliche Backup erfolgt über zwei externen Festplatten, von denen ich im Wechsel immer eine außer Haus habe. Nämlich die, mit dem aktuellsten Backup.
Das Backup auf die externe Festplatte läuft übrigens direkt vom NAS. Eine externe Platte wird über USB angeschlossen und über die Steuerung des NAS lasse ich die Daten entsprechend aufbereiten und speichern. So muss mein Rechner während dem Backup nicht eingeschaltet sein. Der letzte Schritt um die Sicherung abzuschließen, ist die Prüfung ob man von dem Backup auch eine Wiederherstellung starten kann. Denn kein Backup taugt, wenn ich die Daten nicht mehr lesen kann.
Als Alternative für ein Backup auf eine Festplatte außer Haus, kann man auch die Cloud nutzen. Hier muss man sich nur Gedanken machen wie teuer diese Lösung ist und wo sich die Cloud befindet. Ein Server in einem (nach DSGVO) unsicheren Drittland, würde ich persönlich eher meiden. Der Rest ist abhängig von der eigenen Upload-Bandbreite und wie gesagt den Kosten für den benötigten Speicherplatz.
Auswahl der zu sichernden Dateien
Bleibt noch ein Schlusswort, welche Dateien man sichern sollte. Generell denkt man bei einem Backup ja nicht nur an Fotografien. Da ist es sinnvoll, sich eine Art Tabelle aufzubauen und zur Entscheidungsfindung zu nutzen. Man muss sich die Frage stellen, wie leicht die Dateien zu ersetzen wären und wie verzichtbar sie sind. Die Achsen der Tabelle werden entsprechend beschriftet. Von leicht zu schwer und von verzichtbar bis unverzichtbar. Danach tragt Ihr die Dateitypen ein, welche Ihr habt. Bilder, e-Mails, Adressen, Sicherungskopien des Betriebssystems, etc.
Beispieltabelle zur Visualisierung
weniger wichtig | wichtig | unverzichtbar | |
---|---|---|---|
leicht ersetzbar | Betriebssysteme (Windows, MacOS, Linux, etc.) | Gekaufte MP3/ Filme /eBooks Fotos von Freunden (nicht selbst aufgenommene) | Beruflich genutzte Programme mit Lizenzbindung |
schwer ersetzbar | Einstellungen des Betriebssystems (z.B. Desktop, Farbprofile des Monitors) | selbst digitalisierte Musik | Adressen und Kontakte |
unersetzlich | Für den Spielliebhaber: Speicherstände der Games | selbst gemachte Fotos, Videos oder Musikaufnahmen | Arbeitszeugnisse, Steuererklärung und dazu gehörende Unterlagen, Diplomarbeit |
So wird klar, dass man zum Beispiel vom Betriebssystems des Rechners nicht zwingen ein Backup machen muss. Der Grund ist schnell erklärt: Weil man es jederzeit auf recht einfachem Wege wiederherstellen kann. Es ist höchstens nervig, die eigene Desktop-Oberfläche wieder herzustellen. Anders sieht es bei der selbst digitalisierten Schallplatten- oder CD-Sammlung aus. Da steckt Arbeit dahinter. Man kann zwar ebenfalls alles noch einmal rippen, würde dafür aber Tage oder Wochen benötigen. Man wir sich eher dazu entschließen, diese in eine Sicherung zu packen.
Adressen von Freunden, Bekannten oder Kunden sind schwieriger zu beschaffen. Ohne Kontaktadresse wird das nachfragen nach derselbigen ein langwieriges Frage- und Antwortspiel. Ergo besteht hier schon fast die Pflicht sie in das Backup aufzunehmen. Dasselbe trifft auf Bilder zu, mit denen man wichtige Erinnerungen verbindet. Man hat heute keinen Negativ-Streifen mehr im Schrank, mit dem man einfach einen neuen Abzug machen kann.
An der Spitze der „Must-have-Backups“ stehen übrigens Diplomarbeiten, Arbeitszeugnisse, Steuerunterlagen und dergleichen. Wer will schon seine Diplomarbeit, an der man Monatelang geschrieben hat, verlieren.
Denkt übrigens noch einmal an den bereits erwähnten Zyklus für das Backup.
In diesem Sinne. Es ist Zeit für ein Backup. Fangt an am besten gleich damit an.
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Alles richtig – und der wichtigste Satz ist „Der letzte Schritt um die Sicherung abzuschließen, ist die Prüfung ob man von dem Backup auch eine Wiederherstellung starten kann. Denn kein Backup taugt, wenn ich die Daten nicht mehr lesen kann.“
Ich bin Recovery-Paranoid und verteile meine Daten auf 3 Synology-NAS an 2 Standorten um sicher sicher sicher zu gehen, dass ich auf jeden jeden jeden Fall irgendwo eine Kopie habe. ABER: Ich teste auch ob ein Restore überhaupt möglich ist!
Dazu kommt noch ein USV für das heimische NAS.
Bin leider ein gebranntes Kind.
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