Erfahrungsbericht: Trioplan 100mm F2.8 (M42)
Kaum ein Objektiv aus dem Bereich der alten Gläser hat so einen Hype erlebt wie das Trioplan aus dem Hause Meyer Optik Görlitz. Es wurden ganz schön hohe Preise für ein Objektiv mit „nur“ drei Linsen bezahlt. Doch auch ich bin dem Hype erlegen und musste einfach so ein Trioplan haben. Das Seifenblasenbokeh, eine der typischen Eigenschaften, hat mich einfach fasziniert.
Die Historie
Forscht man im Netz, bekommt man ein paar Ecktdaten zur Historie der Trioplane (es gab neben dem 100mm auch welche mit 50mm Brennweite und natürlich unterschiedliche Anschlüsse).
Es wurde auf Basis des Cooke-Triplet Patents entwickelt. Ein Patent welches schon im Jahr 1893 angemeldet wurde. Diese Triplets wurden übrigens relativ rasch ein Standard für günstige Objektive an preiswerten Kameras. Aber nicht nur das Trioplan hatte diese dreilinsige Konstruktion. Das spätere Domiplan ist ähnlich konstruiert, bekam aber im Gegensatz zu den 15 Lamellen des Trioplans nur noch derer sechs.
Wenn man bedenkt, dass das 100er Trioplan einmal 105 DDR-Mark gekostet hat (um 1966), dann verwundert es einen dass in Spitzenzeiten bis zu 700€ für ein gut erhaltenes Exemplar gezahlt wurde. Es gab aber leichte Schwankungen. So waren die 100er Trioplane mit Exa-Bajonett oft günstiger zu finden als solche mit M42 Schraubgewinde.
Auf der Recherche nach dem Trioplan kommt man an der Geschichte von Meyer Optik Görlitz nicht ganz vorbei. Gegründet wurde die Firma (damals noch als Optisch-Mechanische Industrie-Anstalt Hugo Meyer & Co) 1896. Man erwarb sich einen guten Ruf und machte sich einen Namen, wurde nach dem Krieg Erstausrüster für die Exaktas der Firma Ihagee und wurde schließlich in das Kombinat VEB Pentacon eingegliedert. So verschwand dann auch der Aufdruck Meyer Optik von den Objektiven.
Zwar versuchte man nach der Wiedervereinigung einen Neustart, allerdings mit mäßigem Erfolg. So verschwand die Marke 1991 in der Schublade und wurde erst 2014 wieder hervorgeholt. Die NetSE aus Koblenz wollte die Marke wieder erfolgreich bewerben und bald schon strömten neue Trioplane in die Welt. Allerdings nur kurz, denn bereits 2018 meldete NetSE Konkurs an. Heute liegen die Reche bei OPC Optics in Bad Kreuznach und man verspricht bestmögliche Qualität bei neuen Objektiven. Ob man mit diesen neuen Linsen aber den Charme der alten Trioplane einfangen kann ist ungewiss.
Unterwegs mit dem Trioplan 100mm F2.8 (M42)
Das 100mm F2.8 Trioplan Altglas ist, neben meinem Helios 44-2, eines der ersten Objektive und legte quasi den Grundstein meiner bis heute ungebrochenen Freude an alten manuellen Linsen. In schickem silbernen Look kam es zuerst nur an meinen MFT Kameras zum Einsatz, darf sich aber inzwischen auch an einer Vollformat-Kamera austoben.
Anfangs tat ich mich schwer mit dem Seifenblasenbokeh. Die Tricks um genau dieses Bokeh zu erzeugen waren mir noch fremd und so bedurfte es einiger Übung. Hat man aber einmal den Bogen heraus, dann gehen die Kringel locker von der Hand.
Aber nicht nur die typischen Kringel locken mich heute an dieses Objektiv. Auch der weiche Look erfreut mich immer wieder und in Verbindung mit einem Helicoid-Adapter mutiert es auch gerne einmal zu einem Makro. Kurzum, ich möchte es nicht mehr missen.
Meinung/Fazit
Ich hatte bereits erwähnt, dass mich die Hülle des 100er Trioplans sehr anspricht. Aber auch vom Handling her weiß es zu gefallen. Am hinteren Teil des Tubus verstellt man den Fokus über einen griffigen Ring, fast schon an der Spitze ist der Ring für die Blende. Sieht man ins innere hinein, kann man die sanft laufenden Lamellen beobachten, die zu fast jeder Zeit einen nahezu perfekten Kreis bilden. Es ist ein Gedicht und ja, ich habe eine echt gutes Exemplar erhalten. Zwar blubbern meine Aufnahmen nicht bei jedem Einsatz des Trioplan, aber sie könnten. Das liegt aber auch daran, dass ich den Effekt der Seifenblasen gar nicht so schnell abnutzen möchte. Schließlich ist es nicht das Einzige, was dass 100er kann.
Bilder mit dem Trioplan 100mm F2.8 (M42)
Genug der Worte. Ich will Euch Bilder zeigen. Die letzten Tage war ich nämlich verstärkt mit dem Trioplan unterwegs, was mich letzten Endes auch dazu gebracht hat einen Text zu verfassen. Die Aufnahmen sind bunt gemischt. Ihr dürftet aber die Bilder mit MFT Kamera am 4:3 Format erkennen.
Nun aber viel Spaß beim Ansehen, vielleicht machen die Fotos ja Lust auf mehr und Ihr begebt Euch selbst auf die Suche nach einem alten 100er Trioplan.
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