Meinung

Womit fotografierst du eigentlich?

Ich glaube es gibt keine Frage die man öfters zu Ohren bekommt als die Frage mit welcher Kamera man denn seine Bilder macht. Sei es, weil man gerade eine Kamera sucht oder einfach zum Erfahrungsaustausch untereinander.
Mit die meisten Antworten die man hören wird ist die Aussage, das der Fotograf eine Canon oder eine Nikon besitzt. Stellt man mir die Frage, hört man den Namen Olympus, gefolgt von der genauen Bezeichnung der Kamera. In meinem Fall die E-M5II und die E-M1II
Wer sich ein wenig in der Kamerawelt auskennt, hebt nun vielleicht die Augenbraue und wundert sich, denn nicht nur das es sich um eine Systemkamera handelt, nein sie hat auch zudem noch einen vergleichsweise kleinen Sensor.

In der Regel folgt spätestens dem Augenbrauen heben die Frage weshalb ich denn keine Spiegelreflex nutze. Dafür gibt es mehrere Gründe. Werfen wir also einen kleinen Blick darauf, wie ich überhaupt zur Fotografie gekommen bin.

Die Anfänge

Meine erste eigene Kamera

Meine ersten Berührungen mit der Fotografie fanden tatsächlich noch auf richtigem Film statt. Ab und an durfte ich mich an einer Canon EOS 300 versuchen. Die erste eigene Kamera kam aber erst ins Haus, als die Welt digital wurde. Es sollte etwas kompaktes sein das zumindest halbwegs ein Objektiv besitzt und so bin ich bei einer Bridgekamera gelandet. Wenn man sich die Werte von 4Megapixel und 3x optischem Zoom heute auf der Zunge zergehen lässt, kommt man ins Schmunzeln. Aber sie hat funktioniert und tut es heute noch. Sogar der Aufkleber ist noch dran. Die Speicherkarte war noch im Smart-Media Format und unterschied sich nicht so wirklich von dem, was man mit einem Film gewohnt war. Es passten minimal mehr Bilder drauf.

Die Kamera hat mich ein paar Jahre begleitet, bis ich sie in einem Schrank vergessen habe. Eine neue Knipskiste folgte die für Schnappschüsse ausgereicht hat. Digitale Spiegelreflex-Kameras gab es da schon einige Modelle, so richtig intensiv hatte ich mich bis dahin aber immer noch nicht mit der Fotografie auseinander gesetzt. Das änderte sich schlagartig auf einem Mittelaltermarkt, bei dem ich wahnsinnig gerne eine Feuershow fotografiert hätte, die Kompakte aber auf voller Linie versagte.
So stand ich dann recht frustriert bei Kollegen und bat um Rat, was ich den für eine Kamera bräuchte um so etwas aufnehmen zu können. Empfohlen wurde mir damals eine Sony Alpha 230. Der Einstieg in die Welt von Klappspiegeln, Wechselobjektiven und Langzeitbelichtungen war somit geschaffen und dem a-Bajonett blieb ich lange Jahre treu.

Gestiegene Ansprüche

Durch die Arbeit mit Spiegelreflex-Kameras erhielt ich immer mehr Berührungen mit der Fotografie. Ich lernte, erarbeitete mir so manchen Kniff und fand gefallen immer weiter in die Welt der Fotografie vorzudringen. Und so kam ich zwangsläufig an den nächsten entscheidenden Punkt.
Wie damals, als mir die kleine kompakte Knipskiste nicht mehr ausgereicht hat, reichten meine Einsteigerkameras nicht mehr für das, was ich aufnehmen wollte. Im a-Bajonett fand ich zwar bessere Kameras, aber dank dem inzwischen von Sony eingeführten e-Bajonett erschlich mich ein wenig der drohende Hauch des Aussterbens. Also entschied ich mich nicht mehr in das alte Bajonett zu investieren. Ein paar Systemkameras hatte ich zu dem Zeitpunkt schon in der Hand und war recht begeistert vom geringeren Gewicht. Den elektrischen Sucher war ich schon länger gewohnt und die Nachteile davon haben mich nie gestört. Ein kleiner Ausflug zurück in die Welt der Bridgekamera brachte mich dann wieder auf den Geschmack des geringen Gewichts.

Zeit für eine Checkliste

Letztendlich stand aber  Systemwechsel ins Haus und ich habe mich hingesetzt und überlegt, welche Punkte für mich wichtig sind. Ein Notizblock ist in solchen Fällen dein Freund.

  • Auswahlmöglichkeiten an guten Objektiven
  • Geringes Gewicht
  • Wetterfestes Gehäuse
  • mindestens ein klappbares Display
  • Aufsteckblitze/entfesseltes Blitzen sollte unterstützt werden
  • Keine zu abgehobenen Preise/Bezahlbarer Rahmen

Mit diesen Notizen im Gepäck habe ich mich dann in den Dschungel an Kameratests, Fachzeitschriften und Fotoläden gestürzt. So ganz wollte ich Sony eigentlich nicht den Rücken kehren, da mir die A7-Reihe zumindest die weitere Nutzung meines Blitzes ermöglicht hätte. Die Preise dafür lagen aber mit Objektiv erst einmal weit außerhalb meines Budgets. Mitten in meine Überlegung grätsche dann eine Firma hinein, die mir nicht nur die reine Technik um die Ohren prügelte um sich als „Beschte“ zu präsentieren. Viel mehr signalisierte mir die Werbung den Charme von Retro gepaart mit ausgefeilten Funktionen.

Es handelte sich um die PEN F von Olympus. Ich hatte sie lange im Sinn, während ich mich durch die Kameras von Panasonic, Fuji und Sony informierte. Auch auf Pentax, Canon und Nikon fiel der ein oder andere Blick. Da wurde mich aber klar, das ich mit Body, Standardzoom und Tele einfach viel zu viel Gewicht mit mir herum schleppe und Pentax war mir generell zu speziell.
Nach langer Überlegung und vielen Diskussionen entschied ich mich dann für das Experiment µFT und bestellte mir eine E-M5II mit einem lichtstarken PRO-Objektiv und wurde nach dem Einschalten mit der Verzweiflung eines Menschen konfrontiert, der das erste Mal in einer unbekannten Großstadt alleine unterwegs ist.
Die Fülle an Einstelloptionen war einfach enorm, verglichen mit allem was ich bis dahin in der Hand gehalten habe. Ich war kurz davor alles wieder einzupacken und zurück zu geben, bis ich mich dann doch entschied ein Buch zur Kamera zu kaufen, was aus heutiger Sicht mehr als nur die richtige Entscheidung gewesen ist. Ich fand mithilfe des Buches Zugang zur Kamera.

Fazit

Der Rest ist schnell erzählt. Die E-M5II war genau die Kamera auf die ich eigentlich gewartet habe. Ich kann damit die Ideen umsetzen, welche ich im Kopf habe und ich finde das merkt man dem Werdegang meiner Bilder an. Ich stelle fest das die neueren Aufnahmen wesentlich mehr Zuspruch finden, wodurch ich mehr Leute kennen lerne mit denen ich mich kreativ austauschen kann. Ein quasi immer weiter voranschreitender Lernprozess hat sich in Gang gesetzt.
Weitere Objektive kamen dazu. Neben einem Tele ging es viel stärker in den Bereich von Festbrennweiten und mit der Vorstellung der E-M1II auf der photokina war auch die Wahl eines weiteren Bodys entschieden.

Die derzeitige Ausrüstung hat mir aber vor allem eines gezeigt. Wichtig ist nicht, welche Kamera man kauft. Man wird sich immer trefflich darüber streiten können ob ein Vollformat eine bessere Bildqualität besitzt, ein APS-C Sensor weniger rauscht oder wie sich die Tiefenschärfe am µFT-Sensor verhält. Man sollte das System nutzen, das am besten an die eigenen Bedürfnisse angepasst ist. Nur wenn ich damit umgehen kann, werden mir Aufnahmen gelingen.

Denn wie sagt man so schön? Das beste Bild macht man mit der Kamera, die man gerade dabei hat.

Merkosh