Wochenrückblick – KW44
Guten Morgen Fotofreunde,
der Wochenrückblick fällt in dieser Woche etwas ungewohnt aus. Der Grund ist, das sich meine Timeline eigentlich nur um ein einziges Thema gedreht hat. Gut, zu Anfang spielten die Verkaufszahlen der Wechselobjektivkameras laut CIPA noch mit rein, welche unterhalb vom Vorjahr liegen. Gelinde gesagt, der Verkauf von Kameras ist und war schlecht. Dann kam aber der Kracher der Woche durch ein Video von Tony Nothrup und es ging um nichts anderes mehr in meiner Timeline. Damit hat es definitiv die Hauptrolle in meiner Woche inne gehabt und alles andere nach hinten gedrängt.
Kontroverses Video – Worum geht es?
Es trägt den wundervollen Titel „Micro Four Thirds is dead“ und es könnte nicht strittiger sein. Aber damit ihr wisst wovon ich rede, solltet Ihr Euch das Video vorher ansehen.
In der MFT Community wurde weitestgehend sachlich darüber diskutiert. Ein Themenwechsel wie er schneller nicht passieren könnte. In den letzten Wochen hat man sich eher über den derzeitigen Hype von Vollformat Gedanken gemacht und sich die Frage gestellt, ob damit jede Daseinsberechtigung für andere Sensorgrößen schwinden würde. Das ist natürlich Unfug und hat nur am Rande mit dem Video von Tony zu tun. Im seinem Video spricht er vielmehr darüber, das Smartphones der Tod der alten Consumer- und Point-and-shoot-Kameras sind. Sie eigentlich jedes Kompaktsystem über die Klinge springen lassen und damit MFT der nächste Brocken ist, welchen die handlichen Dachziegel für die Hosentasche schlucken.
Er spricht auch über vielerlei andere Anzeichen, woran man erkennen könne ob eine Firma intern ein Teil des Portfolios sterben lässt ohne es dem Konsumenten zu offenbaren. Was mit Sicherheit schon passiert ist und auch passiert. Aber gibt es diese Anzeichen schon bei MFT?
Ich muss bei solchen Aussagen ja immer an eine bestimmte Firma denken. Nämlich an die Firma, welche das alte Minolta-Bajonett übernommen hat und dafür schon lange nicht wirklich neue Sachen präsentiert hat. Es mag wohl stimmen, das Sony das alte a-Mount nicht mehr weiterentwickelt und es langsam dahin schwindet. Vielleicht ist es wirklich ein Anzeichen. Die Produktion der einzelnen Gerätschaften ist allerdings noch nicht eingestellt. Lebt also noch.
Auf der anderen Seite leitet das aber meine Gedanken eher in eine andere Richtung. Nämlich die Abkehr vom Spiegel, nicht von der Sensorgröße kleiner Vollformat. Müsste man sich darüber eher Sorgen machen?
Zum Stirnrunzeln fand ich die Ableitung von Tony, welche er aus der Ankündigung von Panasonic gezogen hat, die in die L-Mount-Allianz einsteigen und eine Vollformat produzieren. Ich habe ihn so verstanden, dass Panasonic zukünftig weniger bis keine Energie in MFT stecken wird und dass das wohl der Todesstoß sei. Das halte ich für extrem gewagt, wenn ich mich da nicht absolut verhört habe.
MFT ist und war schon immer eine Nische. Ein möglichst kompaktes System mit ansprechender Bildqualität. Das haben Panasonic und Olympus bisher sehr gut hinbekommen. Die Beteuerung, dass Panasonic nicht aus MFT aussteigt wurde ja gleich mit der Ankündigung eines besonders lichtstarken Weitwinkelzooms untermauert.
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass man hört das MFT im sterben liegt und man sein Geld doch besser in andere Hersteller investieren sollte. Aber werden die ewig da sein? Könnte nicht auch Nikon und Canon in zwei Jahren entscheiden ihre DSLRs komplett einzustellen? Ist das dann nicht auch verlorenes Geld oder kommt jetzt das Argument, dass man die alten Objektive ja mittels Adapter jederzeit weiterverwenden kann? Stirbt eher die Spiegelreflex zugunsten der Spiegellosen? Betrachtet man die Verkaufszahlen, dann kann man sogar schon eine Tendenz dahin erkennen.
Fakt ist am Ende des Tages: Jederzeit kann jeder Hersteller eine Baureihe, ein Bajonett oder einen Body vom Markt verschwinden lassen. Oder sich wie Samsung ganz zurück ziehen. Ich finde es nur einfach ermüdend, dass es alle Jahre wieder, von einem Profi, Influencer oder Youtuber heißt dass MFT stirbt. Ein System das in regelmäßigen Abständen mit neuen Kameramodellen und Objektiven (Als nächstes von Sigma und Kamlan z.B.; 43rumors) versorgt wird. Olympus registrierte erst kürzlich wieder neues Zubehör (43rumors). Daher ist MFT für mich genauso wenig vom Aussterben bedroht wie ein APS-C- oder Vollformat-System.
Heiß diskutiert
Ich bin übrigens nicht der einzige, der sich zu diesem Thema seine Gedanken gemacht hat. Eine ebenso spannende Betrachtungsweise des MFT-Systems gab es von Jörg auf 365photo.de zu lesen. Sollte man sich mal zu Gemüte geführt haben. Joseph Ellis hat gar eine Antwort zu Tonys Video auf Youtube parat.
Schlussgedanken
In diversen MFT-Gruppen in Facebook gab es wie eingangs erwähnt zahlreiche Diskussionen, welche ich hier gar nicht alle wiedergeben kann. Tony hat mit seinem Video die Community definitiv in Bewegung gebracht. Mal sehen ob Panasonic und Olympus darauf reagieren oder ob das Video unbemerkt bleibt.
Sicher ist aber dass Olympus nächstes Jahr eine neue Kamera zeigen wird (mirrorlessrumors). Ich kann mir gut vorstellen, dass damit ein sehr deutliches Lebenszeichen aus der MFT Ecke kommt und sich die Gemüter beruhigen.
Dann dauert es wohl bestimmt wieder zwei Jahre bis man MFT wieder zu Grabe tragen möchte. Bis dahin darf man sich dann über das schlechtere ISO-Verhalten von kleineren Sensoren bei Low Light oder anderen (angeblichen) Nachteilen von MFT unterhalten. Ein Haar gibt es in jeder Suppe. Vielleicht ignoriert man auch einfach die Technikschlacht und konzentriert sich auf das, was Fotografie wirklich ist. Nämlich Leidenschaft und kein Wettbewerb. Das wäre zu schön um wahr zu sein.
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